Ausbildung, aber anders!
von Jens Buchloh (Kommentare: 0)
Wer das Wort „Berufsschule" hört, denkt wohl an Auszubildende, die im Frontalunterricht Wissen vermittelt bekommen und dieses dann stumpf auswendig lernen, nur um es einmalig in der jeweiligen Prüfungssituation anzuwenden.
Und ja! Leider ist dies tatsächlich der Alltag in vielen Berufsschulen!

Der Lehrer wird noch oft in der Funktion des Wissensvermittlers gesehen und die Auszubildenden als die passiven Wissensaufnehmer, die fleißig das Diktierte mitschreiben, ohne selbst aktiv zu werden. Ist der Lehrstoff dann fernab jeglicher Alltagspraxis und unterscheidet sich stark von den in den Betrieben übernommenen Aufgaben, so stellt sich schnell bei dem ein oder anderen Auszubildenden eine Resignation nach dem Motto „Ich kann ja eh nichts ändern“ ein.
Später im Berufsalltag fragt jedoch keiner mehr, welche Lehrkraft das entsprechende Fach unterrichtet hat, es wird nur auf einen selbst geschaut:
Kann man das eigene Wissen abrufen - oder kann man es eben nicht ?!?
Kein Bock auf „Null Bock“!
Wir Azubis von ergovia haben uns dafür entschieden, dieses typische Berufsschul-Denken umzukrempeln und frei nach dem Motto „Jeder ist seines Glückes Schmied“ unsere Berufsausbildung selbst in die Hand zu nehmen. Wir stellen uns unsere Ausbildung so vor, dass wir aktiver werden und unsere Lerninhalte selbst organisieren.
Den Lehrer sehen wir dabei eher als Ansprechpartner on Demand, der bei Fragen und Problemen weiterhilft.
Wie wir uns das konkret vorstellen?

In unserer Firma ergovia wenden wir die Management-Methode OKR (Objectives and Key Results) an, um den Arbeitsalltag zu strukturieren und den einzelnen Mitarbeiter zu motivieren. Dieses System könnte auch, leicht abgewandelt, auf die Berufsschule angewendet werden.
Durch die jeweiligen Ziele, abgestimmt auf den Berufsschulblock, ist der Lehrer nicht mehr die tragende Rolle. Der Fokus des Lehrens ist dann auf uns Azubis gelegt.
Neben dieser strukturellen Änderung sehen wir die mangelnde Kollaboration zwischen Betrieb und Berufsschule als Problematik an. Noch immer sind diese beiden wichtigen Komponenten einer Ausbildung für sich eigen.
Warum eigentlich? Sie haben doch beide die Aufgabe, uns Auszubildende umfassend auf unseren späteren Berufsalltag vorzubereiten.
Daher stellen wir uns die Frage: Wie wäre es wohl, wenn Berufsschule und Betriebe ihre Lehrplaninhalte ergänzen?
Die Berufsschule in den Betrieb zu holen, ist wohl eher schwierig, aber die Betriebe einfach mal in die Berufsschule einzuladen... Warum nicht? Der Betrieb bringt viele praktische Erfahrungswerte und Expertise mit und kann den oft theoretischen Teil der Berufsschule mit spannenden Alltagsthemen ergänzen.

Diese Idee wurde in einer gemeinsamen Runde von Vertretern unserer Berufsschule und den Betrieben vorgestellt – und sie ist sehr gut angekommen! Die meisten Lehrkräfte, Auszubildende wie auch Betriebe finden, dass genau so eine Beteiligung an den Schulen fehlt und sind gerne bereit, diese Idee in die Tat umzusetzen.
Nun geht es also los mit unserer Planung!
Umdenken, umkrempeln – um zu lernen!
Derzeit befinden wir uns noch in der Phase der Kompetenzbündelung und suchen aktiv nach Unternehmen, die uns dabei unterstützen, den Schulalltag anschaulicher zu gestalten und praxisnahes Wissen zu vermitteln.

Egal, ob Sie eine kleine Präsentation halten möchten zu Themen zum Lehrplan oder komplett Off-Topic –
wir Azubis freuen uns über jeden Input, der uns Auszubildende in unserer Ausbildung weiterbringt.
Auch der Besuch von Betrieben wäre eine Möglichkeit für uns, uns fortzubilden und neue Sichtweisen kennenzulernen.
Sie möchten sich mit einer Idee in das Projekt einbringen oder haben Fragen? Kontaktieren Sie uns via E-Mail info@ergovia.de / Betreff: Berufsschule.
Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!
Alexander und Sascha